Orte der Erinnerung

Kreuzworte
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Kreuzwort vom 29.03.2025

Vielleicht kennen Sie aus der Bibel die Geschichte von Jakob. Nachdem er seinen Bruder um den Segen des Erstgeborenen betrogen hat, muss er fliehen und um sein Leben fürchten.  Am Abend legt er seinen Kopf auf einen Stein und schläft allein ein. Da begegnet ihm Gott im Traum und sagt ihm, dass er bei ihm ist und alles ein gutes Ende nehmen wird. Gottes Segen wird bei Jakob bleiben.
Als Jakob am Morgen erwacht, ist seine äußere Situation unverändert. Er ist immer noch auf der Flucht und seine Zukunft bleibt ungewiss. Aber innerlich hat sich alles verändert. Gott ist ihm begegnet. Dieses außergewöhnliche Ereignis möchte Jakob nicht vergessen. Deswegen errichtet er einen Gedenkort. Er schichtet Steine aufeinander und gießt Öl darüber. Aber nicht der Ort ist heilig, sondern was dort geschehen ist. Ein Tor zum Himmel hat sich geöffnet.
Auch uns kann Gott begegnen. Immer und überall. Wichtig ist, dass wir hellhörig sind. Aufmerksam. Damit wir dieses Da-Sein auch spüren.
Für mich sind Kirchen besondere Orte der Aufmerksamkeit. Ich gehe aus meinem Alltag heraus in einen anderen Raum. Ich nehme mir Zeit. Ich bin nicht abgelenkt. Ich rechne mit Gott. Ich bin bereit. Ich werde still. Unsere Kirchen sind Orte, wo Menschen seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten Erlebnisse mit Gott hatten und haben. Es könnten in ihnen viele kleine Steinhaufen liegen als Erinnerungsstützen. Was habe ich in dieser oder anderen Kirchen schon erlebt? Wo und wie habe ich Gott gespürt? Wo wurde ich bei meiner Taufe von der Sphäre des Heils berührt? Wo empfing ich Segen? Bei der Konfirmation oder Firmung oder an anderen Stationen meines Lebens? Wo habe ich ein Wort gehört, dass mich getroffen hat, als wäre es in dieser Situation für mich gemacht? Wo ist eine Liedzeile in mein Herz gedrungen? Wo hat Musik meine Seele erreicht?
Jakob konnte mit dem Gefühl weitergehen, das er behütet und gesegnet ist und dass Gott ihn gute Wege führen wird. Das gab ihm Kraft und Zuversicht.
Ich wünsche uns allen, dass wir unsere eigenen Erinnerungsorte an Begegnungen mit Gott in unseren Herzen bewahren können und aus ihnen Kraft für das Leben heute bekommen.

Bettina Lezuo, evangelische Pfarrerin in Goldbach