Im Religionsunterricht der 4. Klasse sollen die Schüler zu einem Liedtext Gesten finden. Eine Schülerin hält ihre beiden Hände wie ein Fernglas vor die Augen und schaut hindurch. „So geht Zuversicht.“ „Wie meinst du das?“ „Zuversicht kommt doch vom Sehen, vom nach vorne Schauen ohne Angst.“ Den Blick in die Zukunft richten, ohne Angst zu haben, ist eine wirklich anschauliche Erklärung von Zuversicht, die mich seither begleitet. Und natürlich: Das ist oftmals einfacher gesagt als getan. Manchmal erscheint Zuversicht angesichts all dessen, was uns an Bedrohungen durch gesellschaftliche Spaltungen, weltweite Krisen und durch persönliche Sorgen und Ängste wie eine Zumutung.
Zuversicht wird mir geschenkt und sie ist in einem gewissen Sinne unverfügbar. Und trotzdem kann ich mich bemühen, eine Haltung der Hoffnung und der Zuversicht zu entwickeln und ihr „eine Landebahn in mein Leben“ zu bauen: Es geht beispielsweise auch um die Dosierung von Nachrichten und Bildern in einer Multimediagesellschaft, um achtsam zu sein für all das, was es auch an Positiven und Erbauenden gibt, es nicht als selbstverständlich zu verbuchen. Solidarität und die gegenseitige Ermutigung sind ebenfalls wichtig. Manchmal tut es einfach gut, Menschen zu erleben, die mich aufbauen. Oftmals geschieht das gar nicht durch ein besonderes Wort oder Verhalten, sondern einfach durch ihre Art. Vielleicht kann ich auch ein solcher Mensch für andere sein?
Im Petrusbrief gebraucht der Autor in der Autorität des Apostels ebenfalls ein sprechendes Bild: „Werft alle eure Sorge auf ihn.“ (1 Petr 5,7). Zuversicht und Glaube zu bewahren, ähnelt dem kraftvollen Wurf eines Athleten, der mit Anlauf und all seinen Kräften den Pfeil abwirft. Auf Gott zu vertrauen ist ein aktives Auf-ihn-Setzen, eine Wette, all-in – und darin erfahren Christen Befreiung sogar in größter Bedrängnis.
Papst Franziskus hat das Jahr 2025 zum Heiligen Jahr erklärt und unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Für mich bedeutet Pilgerschaft in diesem Sinne, mich zu erinnern und immer wieder zu vergegenwärtigen, was mir Hoffnung im Leben schenkt und mich tagtäglich neu aufbrechen lässt. Aber auch zu schätzen, dass ich auf meinem Lebensweg nicht allein unterwegs bin. Und trotz aller Steigungen und Kurven schaue auf den Weg vor mir mit Zuversicht und setze den nächsten Schritt.
Andreas Bergmann, Pastoral- und Bildungsreferent, Kirchlicher Organisationsberater